In dieser Folge fassen wir die jüngsten Entwicklungen im Prozess gegen Tetsuya Yamagami zusammen. Der Fall offenbart ein komplexes Zusammenspiel aus familiärer Tragödie, religiösem Missbrauch und sozialer Not. Inhaltlich geht es um Suizid, Armut und die zerstörerische Wirkung der Moon-Sekte auf eine japanische Familie.

Familiäre Vorgeschichte und frühe Verluste

Yamagami wuchs in Nara mit seiner Mutter und zwei Geschwistern auf.

  • Der Vater beging 1984 Suizid.
  • Der ältere Bruder erlitt eine schwere Kopfverletzung und verlor ein Auge.
  • Finanzielle Not verhinderte den Besuch weiterführender Schulen für die Kinder.
  • Der Bruder nahm sich 2015 das Leben, die Schwester beschreibt die Kindheit als „hart“ und dass sie „sterben wollte“.

• Bereits 2005 plante Yamagami seinen eigenen Freitod.

Ein Leben im Schatten der Moon-Sekte

Die Mutter schloss sich Anfang der 90er Jahre der Moon-Sekte an und spendete nach eigener Aussage ihr gesamtes Vermögen – über 100 Milliarden Yen.

  • Im Prozess wird dies als Form von Missbrauch gewertet.
  • Die Mutter zeigt Reue, hält aber am Glauben fest und äußert nur indirekt den Wunsch, auszutreten.

• Sie habe ihren Glauben und ihre Familie schützen wollen.

Belastetes Verhältnis zwischen Mutter und Sohn

Yamagami beschreibt die Sekte als Ursache der familiären Zerstörung.

  • In veröffentlichten E-Mails wirft er der Mutter vor, sich „in die Sklaverei verkauft“ zu haben.
  • In einem weiteren Schreiben formuliert er, ob es „nicht besser sei, sie zu töten und die Versicherung zu kassieren“.
  • Im Gericht erklärt er, dass seine Mutter keine schlechte Person sei, sondern die Spenden das zentrale Problem gewesen seien.

Der Weg zur Tat

Yamagami gesteht das Attentat und zeigt Reue.

  • Er akzeptiert das Urteil als Konsequenz seiner Tat.
  • Die Schüsse auf Abe beschreibt das Gericht als Verzweiflungstat, auch wenn dies die Verantwortung nicht mindert.
  • Schulunterlagen zeigen früh ausgeprägte Hoffnungslosigkeit; medizinische Berichte bescheinigen Suizidgefährdung seit der Grundschule.

Gesellschaftlicher Kontext

Der Fall steht nicht isoliert.

  • Die Moon-Sekte hat über Jahrzehnte japanische Frauen rekrutiert, um sie mit koreanischen Männern zu verheiraten.
  • Massenhochzeiten prägten das öffentliche Bild der 1980er Jahre.
  • Die Kinder dieser Ehen werden heute als „zweite Generation“ bezeichnet – viele berichten von ähnlichen Belastungen wie die Familie Yamagami.

Diese Episode beleuchtet die strukturellen und persönlichen Faktoren, die den Fall geprägt haben – und zeigt, wie eng individuelle Tragödien mit gesellschaftlichen Dynamiken verknüpft sein können.

Quellen (Auswahl)
https://www3.nhk.or.jp/nhkworld/en/news/20251120_21/ | Former Japanese PM Abe’s shooter takes stand for questioning in his trial | NHK WORLD-JAPAN News
https://mainichi.jp/english/articles/20251120/p2a/00m/0na/018000c | Abe assassin was ‚in extreme despair,‘ sister tells court in emotional testimony – The Mainichi
https://mainichi.jp/articles/20251027/k00/00m/040/139000c | 安倍元首相銃撃 予想される求刑は? 過去の事件と比べてみると | 毎日新聞
https://digital.asahi.com/articles/ASTBW470JTBWPTIL00RM.html | 【詳報】山上被告、初公判で「間違いありません」 殺人の有罪争わず [安倍晋三元首相銃撃事件 裁判]:朝日新聞
https://www.youtube.com/watch?v=W58FB7HUrK0 | (530) 「全て事実」安倍元総理銃撃事件・初公判 山上徹也被告が起訴内容認める 母親は取材に…「家族での愛の問題、申し訳ない」|TBS NEWS DIG – YouTube
https://www.youtube.com/watch?v=kjFqhwMvjiI | (530) 【タカハシ解説】安倍元首相銃撃事件裁判 山上被告の家族が語った“家庭崩壊” 信仰と献金の実態とは… – YouTube
https://www.youtube.com/watch?v=vm7Q0i8S1FM | (530) 【安倍元首相銃撃】山上被告「すべて事実」初公判 今後、母親も証言へ – YouTube

Moderation & Produktion
Julia Shimura, freie Journalistin und Stringerin in Japan (FAZ, ARD, etc.)

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