Fake News sind längst ein globales Problem. In Deutschland gehören Faktenchecks und Debatten über Desinformation zum Alltag. Auch in Japan wird das Thema diskutiert, trotzdem sagen viele Menschen, sie sähen keine Fake News. Ein Blick auf Umfragen, Beispiele und politische Folgen zeigt: Menschen in Japan gehen anders mit Falschmeldungen um – und das birgt Risiken.
35 Prozent glaubten Fake News bei den letzten Wahlen
Bei der letzten Oberhauswahl im Juli führte die Toyo-Universität eine Umfrage durch. Den Teilnehmenden wurden Nachrichten gezeigt, die sie danach bewerten mussten, ob sie falsch sind oder nicht. Das Ergebnis: Rund 35 Prozent der Befragten gingen den Fake News auf dem Leim. Über die Hälfte der Teilnehmenden glaubten diesen beiden Meldungen:
- Ausländerinnen und Ausländer erhalten bessere Sozialleistungen.
- Politiker Shigeru Ishiba habe jemanden auf einer Pressekonferenz gedroht.
Viele Befragte hatten diese „Nachrichten“ schon aus anderen Quellen gehört – ein Hinweis darauf, wie stark sich Fake News in Japan im Alltag festsetzen.
Fake News aus Japan, die Schlagzeilen machten
Falschmeldungen haben auch hier über die Jahre für große Aufregung gesorgt, es gibt immer wieder Fälle mit großer Schlagkraft, wie diese Beispiele:
- 2016 hieß es in Kumamoto, ein Löwe sei aus dem Zoo entlaufen.
- Während der Corona-Pandemie gab es Panikkäufe wegen angeblich knappen Toilettenpapiers.
- 2022 verbreiteten sich KI-generierte Bilder angeblicher Überschwemmungen in Shizuoka.
Beispiele wie diese zeigen, wie schnell Gerüchte in Japan an Fahrt aufnehmen – oft ganz ohne faktenbasierte Korrektur.
Internationaler Vergleich: Deutschland vs. Japan
Eine Umfrage der Mizuho-Bank von 2022 verdeutlicht die Unterschiede:
- In Japan glaubt ein Drittel, noch nie Fake News gesehen zu haben.
- Zehn Prozent wissen gar nicht, was Fake News sind.
- In Deutschland sind es nur rund 15 Prozent, die meinen, unberührt zu sein.
Noch deutlicher wird es beim Selbstbewusstsein: 80 Prozent der Deutschen trauen sich zu, Fake News zu erkennen – in Japan nur 30 Prozent.
Gleichzeitig recherchieren in beiden Ländern lediglich 17 Prozent tatsächlich nach.
Populisten nutzen die Lücke
Diese Lücke nutzen populistische Parteien. Die Sanseito-Partei etwa wirbt mit dem Slogan „Japaner zuerst“ und behauptet, Straftaten durch Ausländer würden steigen. Tatsächlich sind die Zahlen rückläufig – doch die Falschmeldung verfängt.
Fehlende Faktenchecks in TV-Debatten
Ein weiterer Unterschied: In Japan gibt es bei TV-Debatten keinen automatischen Faktencheck wie in Deutschland oder den USA. Politikerinnen und Politiker können Behauptungen aufstellen – ohne direkte Korrektur. Das stärkt die Wirkung von Fake News im öffentlichen Diskurs.
Ein Thema mit wachsender Brisanz
Fake News werden auch in Japan zunehmend zu einem Problem. Während viele Menschen Falschmeldungen nicht bewusst wahrnehmen oder ihnen wenig Beachtung schenken, nutzen Populisten das für ihre Agenda. Ob Japan bald stärker auf Faktenchecks und Aufklärung setzt, bleibt offen. Klar ist: Die Diskussion hat gerade erst begonnen.

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